Im Juli durften wir die Biogasanlage in Lohmar-Scheiderhöhe besuchen, die Familie Lüpschen auf ihrem Hof betreibt. Dr. Christoph Lüpschen gab uns eine Führung, erklärte die Funktionsweise und beantwortete Fragen. Mit dabei waren die Klimaschutzmanager von Lohmar und Hennef, Mitglieder des Vereins Hennef Power, die erneuerbare Energien in Hennef vorantreiben wollen, und ein Teil des Teams der Energieagentur.
Dr. Lüpschen beantwortet Fragen zur Biogasanlage.
Dr. Lüpschen erklärte, dass seine Frau und er die Abfälle, die durch ihre Viehhaltung anfielen, sinnvoll verwerten wollten. Daher entschied sich die Familie für den Bau einer Biogasanlage, die nach 3-jähriger Planung 2009 in Betrieb ging und seitdem läuft – dank dem Engagement und der Anpackmentalität der Lüpschens, denn es mussten einige Steine aus dem Weg geräumt werden.
In der Biogasanlage, genauer genommen der Kofermentationsanlage, werden Gülle, Mist und Reste aus der Lebensmittelgewinnung und -verarbeitung vergoren. Das dadurch gewonnene Biogas treibt den Motor von einem Blockheizkraftwerk (BHKW) an, das sowohl Strom als auch Abwärme erzeugt. Den Strom, den die Lüpschens nicht selbst nutzen, speisen sie in das Stromnetz ein. Ähnlich sieht es bei der Wärme aus: Die im BHKW entstehende Abwärme wird zu einem kleinen Teil für den Anlagenbetrieb eingesetzt. Der überwiegende Teil der Wärme wird an die benachbarte Kirche, das Gasthaus Scheiderhöhe und das Gewerbegebiet verkauft, die über ein Wärmenetz beliefert werden.
Täglich verwertet die Anlage, je nach Energiegehalt, etwa 80 Tonnen an Abfällen. Neben der „hofeigenen“ Gülle werden ganz unterschiedliche Quellen genutzt, zum Beispiel die Reste, die bei der Produktion von Haferdrinks oder Zucker bei den Herstellern in der Umgebung anfallen.
Frisches „Futter“ für die Biogasanlage wird abgeladen.
In zwei erdversenkten Fermentern wird das sogenannte Substrat bei einer Temperatur von 38 Grad Celsius unter Ausschluss von Sauerstoff zu Biogas vergoren. Das in den Fermentern anfallende vergorene Substrat wird anschließend in einer speziellen Einrichtung hygienisiert und dient dann als hochwertiges Düngemittel, das im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zum Einsatz kommt und an andere verkauft wird. „Wir haben seit 2009 keinen anderen Dünger genutzt“, erklärt Dr. Lüpschen mit sichtlichem Stolz. Hier haben vermeintlich lästige Abfälle gleich einen dreifachen Nutzen: Für die Stromerzeugung, für die Abwärme und als Düngerbasis.
Das vergorene Substrat wird hygienisiert.
Aber die Nachhaltigkeit wird auf dem Schöpcherhof sogar noch weiter gedacht: Die Dächer sind mit Photovoltaikanlagen ausgestattet und der Landwirt steht schon in den Startlöchern, den angrenzend geplanten Kindergarten mit Energie zu versorgen.
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Dr. Lüpschen für die spannenden Einblicke und die Zeit, die er sich für uns genommen hat!
Menschen wie die Lüpschens gestalten schon heute (in diesem Fall sogar schon seit 16 Jahren) die regionale Energie- und Wärmewende. Möchten auch Sie aktiv werden, wissen aber noch nicht wie? Haben Sie vielleicht eine Projektidee, suchen aber noch Mitstreiter/-innen? Kontaktieren Sie uns gerne!