Ende Februar wurden wir als AG Erneuerbare Energien der LEADER-Region Voreifel zu einem Besuch der Biogasanlage in Swisttal-Odendorf eingeladen. Die Familie Althausen, die die Anlage und den Hof betreiben, führte uns über ihren Hof und berichtete von ihren Erfahrungen im Betrieb der Anlage und dem Bau eines Nahwärmenetzes.
Die Biogasanlage wurde 2008 in Betrieb genommen, da der Verkauf von Zucker und Getreide allein für das Unternehmen nicht mehr rentabel war. Durch die Verbrennung der bei der Vergärung entstehenden Gase erzeugte die Anlage zunächst Strom, der in erster Linie an lokale Abnehmer, wie z. B. die Zuckerfabrik, geliefert wurde. Während in den ersten Jahren noch 100 Prozent Maissilage für den Betrieb der Anlage eingesetzt wurde, wird sie heute zur Hälfte mit Reststoffen wie Gülle „gefüttert“.
Unter der großen Kuppel der Biogasanlage befindet sich der Fermenter mit dem Gasspeicher.
Um auch die Abwärme zu nutzen, die bei der Verbrennung des Biogases entsteht, entschied sich die Familie Althausen 2011 für den Anschluss eines Nahwärmenetzes. Mit der Abwärme, die bei der Stromerzeugung entsteht, wird nun ein Wasserkreislauf erwärmt, der zunächst 50 Häuser in Odendorf beheizt. Darunter viele öffentliche Gebäude wie das Zehnthaus, die Kindergärten und auch die Kirche.
Rückblickend auf die Anfangszeit berichtet Stefan Esser, dass die Idee der Familie, eine Biogasanlage zu bauen, zunächst auf Bedenken und Ablehnung stieß. Zu viel Flächenverbrauch, zu groß, zu viel Gestank waren die Befürchtungen der Anwohnenden. Dem versuchte er mit Aufklärung, Transparenz und viel Informationsarbeit zu begegnen. Auch bei der Gemeinde musste zunächst Überzeugungsarbeit geleistet werden. Doch seit die Anlage in Betrieb ist, haben sich auch die Bedenken der Anwohner gemindert, so Esser, und seit die Anlage Teile des Dorfes mit Nahwärme versorgt, wird die Biogasanlage inzwischen recht gut angenommen. Ein Prozess, der beispielhaft für viele Energieprojekte steht, sei es ein Windpark, eine PV-Freiflächenanlage oder eben eine Biogasanlage. Entscheidend ist ein transparenter Planungsprozess, in den die Anwohnenden eingebunden werden können und auch die Möglichkeit haben, von dem Energieprojekt zu profitieren – sei es durch günstigeren Strom oder erneuerbare Wärme.
2022 folgte dann der Entschluss, weitere 50 Gebäude rund um die Steinbachstraße und In der Freiheit an das Netz anzuschließen. Aufgrund der benötigten Leitungen ist es sinnvoll, sowohl Gebäude in der Nähe der Biogasanlage anzuschließen, als auch angrenzende oder bereits in der Nähe der bestehenden Leitungen liegende Gebäude. Dies ist zum Beispiel entlang der Flamersheimer Straße der Fall. Hier ist es möglich, das Netz weiter zu verdichten und einzelne, noch nicht angeschlossene Gebäude nachträglich anzuschließen. Da die Rohre schon liegen, muss nur noch ein Hausanschluss gelegt werden, für den die Hausbesitzer/-innen staatliche Förderungen erhalten können.
Ein Übersichtsplan über das Nahwärmenetz. Alle grüngefärbten Gebäude sind bereits an das Netz angeschlossen.
Ein zweiter Ausbau des Netzes ist aktuell in Planung. Hierfür werden die Hausbesitzer/-innen der entsprechenden Straßenzüge angeschrieben, ob sie ihr Haus anschließen möchten und der aktuelle Wärmebedarf abgefragt. Anhand des Wärmebedarfs wird geprüft, ob die Anlage diese Kapazität leisten kann und ob der Ausbau und der Verkauf der Wärme wirtschaftlich ist.
Mit diesem Ausbauschritt wird die Kapazität der Anlage voraussichtlich vorerst erreicht. Zudem bereitet sich das Unternehmen auf eine Neuerung in den staatlichen Vorgaben vor. Während die Anlage aktuell rund um die Uhr läuft, soll sie ab Ende 2028 nur noch dann Strom einspeisen, wenn auch Strom gebraucht wird. Also vor allem nachts, oder an bewölkten Tagen, wenn die PV-Anlagen keinen oder wenig Strom liefern. Für die Zeit in der kein Strom eingespeist wird, gibt es Überlegungen zu verschiedenen Pufferspeichern.
Im Vordergrund befindet sich das Blockheizkraftwerk. Durch die Verbrennung der Gase entstehen Strom und Wärme.
Die Erfahrungen der Familie Althausen mit dem Betrieb eines Nahwärmenetzes sind gerade im Hinblick auf die Kommunale Wärmeplanung wichtig. In diesem Prozess entwickeln die Kommunen gemeinsam mit verschiedenen Akteuren einen Plan, wie die Wärmeversorgung bis zum Jahr 20245 nachhaltig gestaltet werden kann. Nahwärmenetze spielen dort eine Rolle, wo viel Energie auf wenig Raum (d.h. eine hohe Wärmedichte) benötigt wird oder dort, wo Abwärme nutzbar zur Verfügung steht.
Die AG Erneuerbare Energien ist eine Arbeitsgruppe der LEADER-Region Voreifel und steht allen Interessierten offen. Wer Interesse an der Arbeit der AG hat, kann sich unter info@leader-voreifel.de in den Mailverteiler aufnehmen lassen.