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Besuch des OctagonOffice – Die Energiewochen des KlimaPatenNetzwerks

Ein Gebäude, das mehr Energie erzeugt, als es selbst verbraucht? In Villip ist das seit über 16 Jahren Realität. Das Bürogebäude von Claus Baumeister wurde als Plusenergie- und Passivhaus geplant und umgesetzt. Im Rahmen der Energiewochen 2025 des KlimaPatenNetzwerkes öffnete das Unternehmen die Türen des OctagonOffice und ermöglichte interessierten Besucherinnen und Besuchern spannende Einblicke in ein durchdachtes Energiekonzept. Wir als Servicestelle Energie- und Wärmewende waren bei dem Besuch auch dabei und teilen hier unsere Eindrücke.

Schon von außen beeindruckt das Gebäude mit seiner Oktagon-Form und großzügigen Glasfronten. Rechts und links des Eingangs stehen Elektroautos zum Laden bereit, auf dem Dach arbeitet eine Photovoltaikanlage. Alles Teil eines durchdachten Gesamtkonzepts – von Baumeister selbst von Anfang an geplant und bis ins kleinste Detail umgesetzt. Im Eingangsbereich fällt der Blick auf einen Monitor: Er zeigt in Echtzeit an, wie viel Energie die Solaranlage erzeugt und wie viel gerade im Gebäude verbraucht wird. Und diese Bilanz ist eigentlich immer positiv, zum einen weil die PV-Anlage mehr als das Doppelte des Energieverbrauchs erzeugt und weil die Speicher auf den Verbrauch ausgelegt sind. Zuletzt wurde im Februar Strom aus dem Netz gezogen, auch weil die Batterie Energie für Zeiten speichert, in denen keine Sonne scheint. Anders als bei einem Wohngebäude, wird in Bürogebäuden nicht viel Warmwasser gebraucht, was den Energiebedarf nochmal deutlich reduziert. Und zwar so sehr, dass sich nicht mal eine Wärmepumpe lohnt.

Claus Baumeister erklärt den Besuchenden die Lüftungsanlage des Gebäudes.

Statt einer Wärmepumpe besitzt das Haus eine Lüftungsanlage. Sie nutzt die konstanten Temperaturen im Erdboden, um im Sommer kühle und im Winter warme Luft ins Gebäude zu leiten. Dafür sorgt ein Erdwärmetauscher: Unter dem Gebäude verlaufende Rohre führen die Luft entlang der Erdwärme und passen so die Lüftungstemperatur an. Zusätzlich sorgt im Winter auch die Sonne, die durch die Glasfronten scheint, für passive Wärme. Unterstützt wird das Ganze durch eine einfache Stromheizung – nicht maximal effizient, aber ausreichend. Baumeister macht immer wieder deutlich, dass er schaut was zum Haus passt und dafür pragmatische Lösungen findet. Auch bei der Auswahl der Baustoffe wurde abgewogen: Beton beispielsweise ist zwar nicht das nachhaltigste Baumaterial, speichert aber Wärme und bietet guten Schallschutz. Um Ressourcen zu schonen, wurde genau berechnet, wo Wandstärken reduziert und Materialien eingespart werden können.

Im Rahmen des Besuchs stellten auch Mitarbeitende des Betriebs ihre privaten Energiekonzepte vor.

Neben dem Bürogebäude stellten die Mitarbeitenden auch die Energieversorgung ihrer eigenen Wohnhäuser vor – und zeigten dabei, dass nachhaltige Energiekonzepte sowohl im Neubau als auch im Altbau erfolgreich umgesetzt werden können. Die Beispiele führten zu regen Diskussionen zwischen den Besuchenden, in denen Fragen gestellt und Erfahrungen ausgetauscht wurden. Ein Thema, das beispielsweise immer wieder zur Sprache kam, war die richtige Dimensionierung von Wärmepumpen. In allen vorgestellten Beispielen zeigte sich, dass die Anlagen häufig überdimensioniert waren – aus verschiedenen Gründen. Oft wurden nach der Installation noch energetische Sanierungen am Gebäude vorgenommen, wodurch sich die Heizlast, also der tatsächliche Energiebedarf, deutlich verringerte. Es lohnt sich daher, mögliche Sanierungsmaßnahmen bereits im Vorfeld zu prüfen, bevor man eine Wärmepumpe einbaut. Ein weiterer häufiger Grund für die Überdimensionierung ist das Sicherheitsbedürfnis vieler Hausbesitzer: Es hilft uns zu wissen, dass die Heizung auch im Winter noch Reserven hat – selbst wenn diese im Alltag gar nicht nötig ist. Wie Baumeister anmerkt, wurden auch Gasheizungen in der Vergangenheit oft überdimensioniert. Bei der Umstellung auf neue Heizsysteme wird daher häufig von diesen Leistungswerten ausgegangen, ohne die tatsächliche Heizlast der Gebäude zu berücksichtigen.

Das OctagonOffice mit seiner Glasfassade und Ladeplätze für E-Autos.

Was der Besuch anschaulich zeigt: Viele der Prinzipien lassen sich auch im Kleinen umsetzen. Man braucht zu Hause kein hochkomplexes System, das alles steuert – oft reicht schon ein bewusster und abgestimmter Umgang mit Energie. Ein einfaches Beispiel: Läuft die Spülmaschine zur Mittagszeit, wenn die Sonne scheint, kann die eigene PV-Anlage den Strom direkt liefern. Das spart Kosten und nutzt erneuerbare Energie dort, wo sie anfällt. Die Diskussionen bei dem Besuch unterstreichen erneut die gute Idee des KlimaPatenNetzwerks: eigene Erfahrungen niedrigschwellig weiterzugeben und gemeinsam zu lernen. Im Rahmen der Energiewochen 2025 werden auch weitere Beispiele aus dem Kreis des Netzwerks vorgestellt.

Hier das komplette Programm: Energiewochen 2025 – KlimaPatenNetzwerk

Ein herzliches Dankeschön an das KlimaPatenNetzwerk für die Organisation und an die Mitarbeitenden des OctagonOffice für die spannende Vorstellung.

 

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