Wie können wir auch in Zukunft klimafreundlich, bezahlbar und verlässlich heizen? Diese Frage rückt im Zuge der Kommunalen Wärmeplanung immer weiter in den Vordergrund und beschäftigt zahlreiche Menschen in unserer Region. Eine mögliche Lösung bieten Nahwärmenetze: Nachbarn oder ganze Dörfer schließen sich zusammen, um ihre Wärme zentral zu erzeugen und effizient zu verteilen. Die Funktionsweise eines Wärmenetzes lässt sich grob mit der eines Stromnetzes vergleichen: Es gibt eine zentrale Wärmequelle, von der aus die Wärme über Leitungen in die angeschlossenen Haushalte transportiert wird.
Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es bereits einige Beispiele – etwa in Swisttal-Odendorf, Lohmar-Scheiderhöhe oder Meckenheim-Lüftelberg. Auch aus der Bürgerschaft gibt es Initiativen, die prüfen lassen wollen, ob Nahwärme in ihrer Nachbarschaft möglich ist.
Hennef: Initiative möchte Wärmenetze prüfen lassen
Einer davon ist Reinhart Brüning aus Hennef-Happerschoß. Seit der Veröffentlichung der Kommunalen Wärmeplanung von Hennef beschäftigt er sich mit der Frage, ob und wie man in Hennef gemeinschaftlich heizen kann. Über seine Initiative haben wir bereits hier berichtet. Mittlerweile ist er der Leiter der Arbeitsgruppe Nahwärme bei dem Verein Hennef Power, der sich für erneuerbare Energien einsetzt, und freut sich über interessierte Mitstreiter/-innen.

Reinhart Brüning lädt zum Mitmachen ein. Foto: Franziska Fischer
Reinhart ist mit der Idee, ein Wärmenetz für sein Heimatdorf Happerschoß prüfen zu lassen, auf uns als Servicestelle Energie- und Wärmewende zugekommen. Gemeinsam haben wir besprochen, was er sich vorstellt, wo er Unterstützung bekommen könnte, welche ähnlichen Beispiele es gibt, von denen wir lernen können und welche nächsten Schritte sich jetzt anbieten.
Infoabend rund um Wärmenetze
Um neben Gesprächen mit der Stadt, Experten und anderen Aktiven diese Fragen auch öffentlich zu diskutieren, haben wir gemeinsam mit Hennef Power einen Infoabend zum Thema Wärmenetze organisiert. Als Teil der Veranstaltungsreihe Green Drinks luden wir Ende November ein zu Vorträgen rund um Nahwärme und anschließendem lockeren Austausch.
Bevor Reinhart seine Ideen vorstellte, fasste Sarah Einheuser, Klimaschutzmanagerin der Stadt Hennef, die Ergebnisse der Kommunalen Wärmeplanung nochmal für alle Teilnehmenden zusammen. Beispielsweise wurde im Zentrum Hennefs ein Wärmenetzgebiet identifiziert. Weitere mögliche Gebiete für Wärmenetze, etwa in Happerschoß und Heisterschoß, müssen als sogenannte Prüfgebiete zuerst auf Wirtschaftlichkeit geprüft werden.
Aber was bedeutet das jetzt genau?
Entscheidend für die Frage, ob ein Netz entsteht, sind mehrere Faktoren: Wie viele Hausbesitzende möchten sich an das Wärmenetz anschließen lassen? Gibt es kommunale Gebäude mit hohem Energiebedarf, wie Schulen oder Schwimmbäder, die als sogenannte Ankerkunden dienen? Diese geben Wärmenetzprojekten Stabilität, da sie sicher hohe Mengen Energie beziehen werden. Denn grundsätzlich gilt: Je mehr Menschen ihre Häuser anschließen, umso wirtschaftlicher wird ein Projekt.
Gerade Bürgerprojekte lohnen sich im Wärmebereich. Sie erhöhen oft die Anschlussquote, senken langfristig Kosten, stärken die regionale Unabhängigkeit von fossilen Energien und können auch das Gemeinschaftsgefühl im Ort fördern, wie Robin Siepker von Energy 4 Climate NRW (Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz) hervorhob.

Robin Siepker erklärt die Funktionsweise von Wärmenetzen. Foto: Franziska Fischer
Warme und kalte Netze – was steckt dahinter?
Weiter erklärte er: Wärmenetz ist nicht gleich Wärmenetz. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen warmen und kalten Netzen.
Warme Netze transportieren heißes Wasser mit etwa 60–80 °C von einer zentralen Heizanlage zu den angeschlossenen Häusern. Damit das funktioniert, dürfen die Gebäude nicht zu weit auseinanderliegen, da sonst unterwegs durch die Leitungen zu viel Wärme verloren geht.
Kalte Netze funktionieren anders: Sie können unter anderem die konstante Wärme aus dem Boden (Geothermie) nutzen, die zum Beispiel bei etwa 10 °C liegen kann. Weil die Temperatur so niedrig ist, entstehen beim Transport kaum Verluste. Die eigentliche Heizwärme wird erst direkt am Haus erzeugt: dezentrale, also in jedem Gebäude aufgestellte, Wärmepumpen bringen das Wasser auf die benötigte Temperatur. Sie können teilweise deutlich effizienter betrieben werden als viele herkömmliche Wärmepumpen, die in der Regel Umgebungsluft nutzen.
Daneben gibt es Gebäudenetze, kleine Zusammenschlüsse von 2 bis 16 Häusern. Jörg Moser berichtete beim Infoabend von seinem eigenen Projekt in Overath, ein Beispiel dafür, wie niedrigschwellig gemeinschaftliches Heizen funktionieren kann (der ausführliche Beitrag dazu folgt).
Herausforderungen und Chancen
Der Weg zu einem fertigen Wärmenetz braucht Zeit. Bis so ein Wärmenetz gebaut ist vergehen in der Regel bis zu 5-6 Jahre. Denn Wärmenetze bringen auch ihre Herausforderungen mit sich. Neben der Koordination der Anschlussteilnehmenden muss auch die Finanzierung geklärt werden. Denn für den Bau von Wärmenetzen sind hohe Anfangsinvestitionen nötig, die eine entsprechend lange Amortisations- und Vertragslaufzeit bedeuten.
Gleichzeitig bieten Wärmenetze Chancen: Durch sie können Wärmequellen erschlossen werden, die für Einzelgebäude nicht möglich sind, wie beispielsweise Abwärme aus der Industrie oder tiefe Geothermie. Das fördert auch die regionale Wertschöpfung: Durch die Nutzung erneuerbarer Quellen müssen keine fossilen Energieträger überregional eingekauft werden und für ihren Bau können lokale Unternehmen engagiert werden. Auf einen Schlag können mit einem Wärmenetz alle angeschlossenen Gebäude dekarbonisiert werden, wodurch sie einen wichtigen Beitrag zur kommunalen Wärmewende leisten.

Im Anschluss gibt es einen regen Austausch. Foto: Franziska Fischer
Kostenlose Wärmenetzexkursion ins Ahrtal
Besonders eindrücklich wurde das beim Infoabend anhand der Beispiele Rech und Marienthal im Ahrtal. In Marienthal betreibt die Energiegenossenschaft eegon ein warmes Nahwärmenetz, das ca. 30 Haushalte mit Wärme versorgt. In Rech haben sich die Bürger nach der Flut für ein kaltes Nahwärmenetz entschieden, das die kommunale AöR Zukunft Mittelahr betreibt. Für uns Anlass genug die beiden Orte in einer gemeinsamen Exkursion zu besuchen.
Wir organisieren daher als Servicestelle Energie- und Wärmewende am 17. Januar 2026 von 9 bis 17 Uhr eine kostenlose Exkursion ins Ahrtal. Start und Ende sind in Hennef und Meckenheim. Vor Ort berichten Beteiligte, kommunale Vertreter und Genossenschaften, wie die Projekte entstanden sind, welche Herausforderungen es gab und wie die Wärmenetze heute betrieben werden.
Weitere Informationen und den Anmeldungslink gibt es hier.
Wer sich vorab auch über die Bedeutung von Wärmenetzen im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung informieren möchte, dem empfehlen wir außerdem die Online-Veranstaltung der Energieagentur Rhein-Sieg und Verbraucherzentrale NRW am 13. Januar 2026 um 18 Uhr.